Der Deutsche Occidentallist

Mitteilungsblatt des deutschen Occidental-Sprachbundes (German Occidental-Federation)

3. Jahrgang — Am 15. Juni 1935 — № 11 (35)


OCCIDENTAL ist keine künstliche Welthilfssprache!

Der Reichs- und Preussische Minister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung hat unter Nr. 283 in seinem Amtsblatt vom 17. Mai d.J. einen Erlass "Esperantosprache" herausgegeben, der durch einen Aufsatz von Ministerialrat Kohlbach (im gleichen Amtsblatt, Ausgabe vom 5. Juni d.j./1935) ergänzt wird. Die Abschrift des Erlasses lautet:

"Esperantosprache. Die Pflege künstlich geschaffener Welthilfssprachen wie der Esperantosprache hat im nationalsozialistischen Staate keinen Raum. Ihr Gebrauch führt dazu, wesentliche Werte völkischer Eigenart zu schwächen. Es ist daher von jeder Förderung eines Unterrichts in solchen Sprachen abzusehen. Unterrichtsräume sind für diesen Zweck nicht zur Verfügung zu stellen" (folgt Ausfertigung, Unterschrift usw.)

Der deutsche Occidental-Sprachbund begrüsst die eindeutige Ablehnung des Esperanto-Kauderwelsches voll und ganz und stellt für Occidental fest:

Occidental heißt "Abendländisch". Dem Abendland sind durch die Jahrhunderte seiner gemeinsamen Geschichte und Kultur gewisse Kulturgüter und demzufolge auch Kulturbegriffe und -wörter gemeinsam geworden, so daß sie nun von allen durchschnittsgebildeten Abendländern, ja darüber hinaus von allen Menschen abendländischer Erziehung und Kultur gleich oder doch annähernd gleich erlebt und verstanden werden.

So erklärt sich die Tatsache, daß in einem gewissen Maasse allen Kultursprachen von allgemeiner Bedeutung und Geltung ein Stamm gleicher Kulturbegriffe und Kulturwörter innewohnt. Zusammengefaßt kann man dies natürlich vorhandene, stetig gebrauchte also sprachlich lebendige Wortmaterial als eine natürliche gemeinsam-abendländische "Sprache" bezeichnen.

Occidental ist also nicht künstlich geschaffen. Occidental ist keine Welthilfssprache! Occidental schwächt nicht die völkische Eigenart!

Der deutsche Occidental-Sprachbund hat es sich satzungsgemäß zur Aufgabe gemacht, den deutschen Volksgenossen, die das Bestreben danach haben, diesen allgemein-abendländischen Wort- und Kulturschatz organisch erschliessen zu helfen und so an seinem besonderen Teil national bildend zu wirken.

Warum wir interessierten Volksgenossen aber nur diesen Wörtern von allgemeiner Sprachgeltung ihr Augenmerk und ihren Fleiss zuzuwenden empfehlen und nicht das Erlernen von Fremdsprachen empfehlen, hat diesen Grund: "Nur die wenigsten Volksgenossen benötigen eine Beherrschung von Fremdsprachen; nur die wenigstens bringen es zu einer Beherrschung! (Vgl. Adolf Hitler: "Mein Kampf, § 454 ff. der einbändigen Ausgabe.) Die Kulturwertwörter aber sind uns Deutschen fast ausnahmslos irgeendwie aus unserer deutschen Kultur- und Muttersprache von heute bekannt. Sie Zwingen uns also nichts Fremdes auf, weder im Kulturellen (Einleben in eine völkisch fremde Welt!), noch im Sprachlichen (völkisch fremder Wortschatz, unserem völkischen Sprachgefühl fremder Satzbau u. dergl.).

Daß sich diese Occidentalen Wörter zu einem NATÜRLICHEN Sprachgefüge verbinden, ist nicht die Folge einer unfruchtbaren intellektualistischen Spielerei, sondern folgt für den Sprachbegabten aus der ihnen innewohnenden natürlichen schöpferischen Sprachkraft genau so, wie sich dem musikalisch Begabten die Töne zu Melodien und Liedern zusammenreihen.

Johannes Quensel
Bundesleiter