German Occidentalist

№ 9. 1933.

Mitteilungsblatt des Deutschen Occidental-Bundes, Berlin-Bernau.


Occidental im neuen Deutschland

Das neue Deutschland schreitet zu einer Generalbereinigung aller politischen, staatlichen und volklichen Angelegenheiten. Je mehr es das tut, desto mehr können wir es begrüssen. Es ist selbstverständlich, dass der neue Geist auch eindringt in alles Kulturelle. Nur was sich als volklich gut und notwendig vor ihm ausweisen kann, bleibt bestehen.

Nicht zu leugnen ist, dass sich daraus eine etwas veränderte Stellung zu dem Hilfssprachenproblem als bisher ergibt. Von seinem internationalen Zweck, als dem Träger internationaler Ideen, wird man sich mehr auf den nationalen Wert besinnen. – Die nationale Sprache wird vordringlich nicht nur auf ihren eigenen Gehalt hin auszukaufen sein, kulturell wie literarisch und sprachlich; sondern sie wird auch ihren Gebrauch nachdrücklich nach aussen hin, so dem Ausland gegenüber, betonen und bevorzugen.

Was ich da dartue, trifft am Hilfssprachenproblem nun endlich das, was daran künstlich aufgezogen, auf Stelzen einherhinkend, ein mattes Dasein führt. Manfred Kyber hat in diesem Sinne ja Esperanto schon vor dem 30. Januar 1933 verurteilt!

In unseren Zusammenhang gehört die Tatsache, dass „der Führer“, entgegen aller Engstirnigkeit! unser Vaterland wie kein anderer geradewegs in die Mitte von Europa hineinverankert hat. Was die Wissenschaft der Geopolitik seit einem guten Jahrzehnt in Deutschland gelehrt hat, über den deutschen Lebensraum sowie über die mannigfachen Überschneidungen, kultureller und auch volklicher Art, die darüber hingehen, das ist in unseren Tagen zu einer lebendigen Gestalt geworden, die gebührende Beachtung erheischt.

Auf das Kulturell-Sprachliche hingesehen, heisst das aber nichts anderes, als die Lage so betrachten, wie es, speziell im rein Sprachlichen, der Artikel von Sr. Prof. Meillet tut in der Cosmoglotta Juli-August d. J. „Li latin e li modern lingues“. Auf diesen dadurch äusserst wertvollen Aufsatz verweise ich ausdrücklich!

Occidental treiben, heisst nach wie vor nichts anderes tun, als aus den Brunnenstuben schöpfen, aus denen unser heutiges europäisches Leben zu einem grössten Teile allen Europäern gemeinsam entquollen ist, und das nicht unwesentlich in kulturell-sprachlicher Beziehung auch das typisch Germanische beeindruckt und geformt hat.

Diese Tatsachen erhellen erneut die ganz besondere Stellung, die Occidental als natürliches Sprachengebilde im Hilfssprachenproblem einnimmt und erläutern ebenso offensichtlich, warum es entgegen Espo und Ido usw. seine lebendige Stellung aus sich selbst heraus schafft und ungezwungen nimmt.

Das sind im wesentlichen, es sei zugestanden, zunächst einmal lediglich formal gesehen, die Gesichtspunkte, die unsere unentwegte Treue zu dem prächtigen OCCIDENTAL auch im neuen Deutschland rechtfertigen.

Mögen sie uns zu eifriger Arbeit sowie zu erfolgreichem Bemühen anspornen!

Joh. Quensel.


Subvention por G.O.F.

5,– M. de Joh. Quensel, Günthersleben.

Cordial mersía!