German Occidentalist

№ 8. 1933.

Mitteilungsblatt des Deutschen Occidental-Bundes, Berlin-Bernau. – August.


Occidental und die deutschen Lehnwörter.

Von Walter Karch.

Man behauptet gern, Occidental sei zu romanisch, und drückt das sogar so aus: Wenn 1918 die siegreiche Entente eine künstliche Weltsprache hätte erfinden lassen, so würde diese dem Occidental vollkommen gleichen. Dabei vergisst man aber, dass die Weltsprache des Abendlandes der Sprache der alten Römer sehr ähnlich sein muss, weil Europas Kultur lateinische Grundlage hat. Selbst unsere deutsche Sprache war im Mittelalter nahe daran, romanisch zu werden. Das zeigen uns die vielen lateinischen Lehnwörter.

Aber auch nach der Reinigung des Deutschen von Fremdwörtern haben sich noch viele romanische (italienische, französische, spanische) Lehnwörter bei uns eingebürgert (Kasse, Tunnel, Soße, Koller [= colliere] Kordel, Trasse, Tralje). Alles das nun kann uns die Weltsprache (Occidental) als verwandt und vertraut erscheinen lassen. Ausserdem hat ja Occidental 400 – 500 deutsche, niederdeutsche (litt, pram) bezw. allgemein germanische Wörter (blanc, nord, sud, bloc, bord, brun, frisc, hall, glass, sup, sala, lassar...). Wer sich ein wenig in vergleichende Sprachwissenschaft einführen lassen will, der möge Occidental lernen. Es ersetzt auch auf diesem Gebiet die Kenntnis des Latein, weil es oft die ungefähr lateinische Form bewahrt hat (tegul, nocte, sturn, tenui, genu), so dass sich alle Lautwandelgesetze zeigen lassen. Das gilt auch für den Vergleich mit modernen, romanischen Sprachen, die ja bekannter sind als Latein (tegul – tuile, sturn – étourneau), (tegul – tile, nocte – night. Ja sogar alt-arische Formen treten mitunter auf (sestra altslawisch, altbulgarisch), ebenso althochdeutsche (svin, tasca). Allmählich wird man ein gewisses Gefühl für Wortverwandtschaft gewinnen, und das hat seinen eigenen Reiz. Es ist erstaunlich, wieviel Hunderte scheinbar unzusammenhängender Wörter aus gleicher arischer Wurzel stammen. Man kann so vielen Occidental-Wörtern unverwandte deutsche Wörter zuordnen, die allerdings heute eine völlig andere Bedeutung erlangt haben: hor = Uhr, plum = Flaum, cage = Koje, limac = Schleim, tuchar = tuscheln, village = Weiler, arc = Erker, lavar = laben, offrir = opfern, querc = Föhre, popul = Pöbel. Man wird aber auch im Occidental deutsche Wörter meist in der Form finden, wie sie in andere Sprachen als Lehnwörter übergingen (hareng frz., plug, rum, scruv schwedisch, spruzzar italienisch). Ein solches Studium zeigt vor allem, daß die Umgangssprache des Occidental ebenso stark sich an Deutsch und Englisch anlehnt. Durch die Technik kann der Einfluss dieser beiden germanischen Sprachen sogar noch zunehmen.

Solche Durchsetzung des Romanischen mit germanischem Wortgut geschieht ja seit langem schon täglich. Wenn umgekehrt die Lehnwortbildung vom Occidental her wieder in die Nationalsprachen aufleben würde, wäre das kein Schaden. Die Weltsprache ist für Europas Völker die zweite Natur, aber nichts Fremdes! Wir können und müssen die Weltsprache jetzt einführen, solange noch das heutige Geschlecht im Hinblick auf die Fremdwörter zweisprachig ist! Das ist nötig, ehe die Völker sich vom internationalen Sprachgut emanzipieren durch Schaffung eigener Vokabeln, z. B. seitens der Ungarn, Tschechen, Polen, Serben in Anlehnung an unsere Art der Verdeutschung.

Als Subventionen

für die Arbeit der German Occidental-Federationen sind folgende Beträge eingegangen:

  • M. A. Fritzsche, Leipzig 8.– M.,
  • F. Lagnel, Chapelle 3.– M.,
  • W. Mildebrath, Berlin 8.– M.,
  • K. Neumann, Dresden 8.– M.,
  • J. Ponnier, Berlin 4.– M.,
  • Bis jetzt 31.– M.

Den Spendern herzlichsten Dank!

Rezension

Das Gemma-Galgani-Büchlein schildert das Leben, die Ekstasen und Andachtsübungen der stigmatisierten Jungfrau von Lucca in Italien. Es ist verfasst von unserem Coidealisten Pater Pelegrinus Hoffmann O.S.B., Abtei Schweiklberg, und mit einem Vorwort von Mons. Giuseppe Bergamini, Prior der Kollegialkirche S. Paolino, versehen, enthält 264 St. und das Bild der sel. Gemma-Galgani. Es sei allen Kath. empfohlen!